Mit „Crashtest für Lieblingsgegenstände“ wird das Kunstpublikum aufgefordert, seine mitgebrachten Lieblingsgegenstände einem Belastungstest zu unterziehen.
Zu Beginn steht ein kurzes schriftliches Annahmeverfahren mittels Formular. Darauf wird Mittels einer eigens für diese Kunstaktion entwickelten Katapultvorrichtung, der Lieblingsgegenstand gegen eine Aufprallplatte geschleudert. Abschliessend wird das Testresultat in einem signierten Plastikbeutel ausgehändigt.
Lieblingsgegenstände wie Memorabilia einer gescheiterten Liebe zerstört, doch den aktuellen Lieblingsgegenstand einem solchen Test wie dem von Grüter angebotenen auszusetzen, verlangt die Negierung einer schwierig zu durchschauenden moralischen Hürde. Zugleich fordert sie, dass der Benutzer selbst die Verantwortung für sein Verhalten übernimmt, ein Nahverhältnis zu seinen Entscheidungen und Handlungen, in diesem Fall die mögliche Vernichtung des Gegenstandes, einnimmt – ob er wirklich auswählt, was ihm das Liebste ist, weiß nur er. Wer Handys auf den Schlitten legt, hat zwar Sinn für Inszenierungen, dass ihm dieses Telephon aber der liebste Gegenstand seines gegenwärtigen Lebens sei, mag man getrost bezweifeln.
Und zugleich befragt Grüter auch Kategorien der Autoritätshörigkeit: Kaum ein Benutzer kann sich dem Aufforderungscharakter der Maschine entziehen. Sie stellt eine derart kompromisslose Umkehrung jedes kategorischen Imperativs dar, dass allein der Kitzel, eine moralische Grenze zu überschreiten genügt, um auch mit halbherzigen Lösungen an den Start zu gehen. So gehen freudig beklatscht Farbdosen und Match-Box-Autos zu Bruch. Und doch wiederholt sich nur ein Reflex, verordnetem Verhalten zu folgen, indem man sich seiner Regularien als gewachsen erweisen will, innerhalb derer, als Wiederholung einer allgemeinen Hörigkeit, man lustvoll das lächerliche Spiel der Subversion betreibt.
Leonhard Emmerling, Berlin