Himmelsruderer
Der Himmelsruderer entspringt aus meiner Werkreihe "Obdachlose Erinnerungen".
Er ist ein Kunstwerk, welche ausschliesslich mit den Mitteln unserer Gegenwart geschaffen ist. Am Computer entworfen und Modelliert, versende ich ihn per E-Mail in die jeweiligen Produktionsstätten. In Sekundenbruchteilen kommt er via Internet dort an, um mittels Laserstrahl in die Realwelt, nach Horgen geboren zu werden.
Weit ausserhalb dieser Zeit vom 13. bis 19. Jahrhundert war dieser Ort eine wichtige Drehscheibe am Ufer des Zürichsees.
Ein Knotenpunkt für den Nord Süd Handel, bei welchem die Wahren je nach Destination auf Nauen (Lastkähne) oder Saumtiere umgeladen wurden um weiter verfrachtet zu werden. In der alten Sust am Seeufer wurden die Lasten jeweils zwischengelagert. Die Überreste dieser grossen Zeit sind heute kaum mehr ersichtlich. Saumpfade Schmieden Küfereien und Raststationen sind mit anderen Epochen überbaut und vergessen. Einzig der See ist optisch konstant geblieben und präsentiert sich, solange es Wasser gibt, wie eh und je, denke ich.
1956 kam ich einjährig mit meiner Familie nach Horgen. Gleich darauf kommt meine erste Schwester zur Welt.
Meine Mutter kommt aus Kärnten Österreich und hat auf der Suche nach einer neuen Existenz nach dem Krieg, hier in der Schweiz meinen Vater kennengelernt. Sie ist ohne Ausbildung und er gelernter Metzger. Wir leben im Rüteli, einer leicht heruntergekommenen Liegenschaft am Waldrand in der ländlichen Rietwies Käpfnach. Meine Mutter arbeitet bei Feller Akkord und mein Vater hängt den Metzger an den Nagel, um in Zürich in einem Baugeschäft zu arbeiten. Daneben haben wir einen Garten und Kleinvieh, das von meiner österreichischen Grossmutter betreut wird. Obwohl uns immer zu spüren gegeben wird, woher wir kommen (nirgends), kann ich es als eine recht glückliche, jedoch enge Zeit bezeichnen. Meine zweite Schwester kommt zur Welt. 1969 Mondlandung in Horgen Käpfnach. Die fetten siebziger Jahre lassen über unser Rüteli das Verwaltungsgebäude der DOW Chemical Europe wachsen. Wir bleiben nicht! Ich bestehe entgegen aller Erwartungen die Aufnahmeprüfung für die Kunstgewerbeschule in Zürich....Somit habe ich unbewusst mein eigenes Ruderboot bestiegen. Ende der Achtziger Jahre verlasse ich Horgen endgültig um in Zürich zu leben und um Künstler zu sein.
...Der Himmelsruderer ist somit mein künstlerisches Statement welches untrennbar mit dem Werdegang unseres Daseins Verbunden ist. Er soll als freundliches Zeichen über unseren Entwicklungen und Empfindungen schweben und leuchten. Tag und Nacht, in der für Ihn bestimmten, mystischen Horgener Bucht. Jene Ortschaft am See, der für mich und viele andere der Beginn der eigen, abenteuerlichen, Ruderfahrt des Lebens darstellt.